Von allen denkbaren Rückzugs-Szenarien hat sie das schlechteste gewählt, unsere nun doch nicht ewige Kanzlerin. Nicht mehr antreten ist kein Rücktritt. Verzicht auf Kandidatur ist nicht dasselbe wie Verantwortung tragen. Es ist lediglich die Absicht, keine neue zu übernehmen. Den Triumph, sie zu demontieren und für ihre Fehler öffentlich zur Verantwortung gedrängt zu werden, gönnt sie ihrem potenziellen Nachfolger nämlich nicht. Doch anstatt zu bemerken, wie vergiftet Merkels Ankündigung ist, nie wieder für ein politisches Amt zu kandidieren, fällt der bei der Pressekonferenz neben ihr stehende Bouffier sofort in den Modus „Lob der Lebensleistung“. Hessenwahl? War da nicht was? Abgehakt! Bereits bei der Pressekonferenz deutete sich an, dass die Kanzlerin mit den Niederungen der Tagespolitik fürderhin nur noch wenig zu schaffen haben möchte, eine Restkanzlerschaft mit präsidialem Flair vielleicht. Nun gilt es, für das passende Bild in den Geschichtsbüchern zu sorgen und die eigene Amtszeit mit irgend etwas zu krönen, was ihr künftige Regierungen nicht mehr entreißen können. Das Selfie mit Flüchtling taugt dazu wohl kaum. Doch schon in einigen Bemerkungen in der PK deutete sie an, sich mit der Idee der Begrenzung der Amtszeit befasst zu haben und die Ergebnisse dieses Nachdenkens sollen in ihre Entscheidung mit eingeflossen sein! Das ist mal eine Volte! Erst jede Menge Porzellan zerschlagen und dann mit dem erhobenen Zeigefinger Bescheidenheit bei der Anschaffung von Geschirr fordern. Und clever ist das auch – denn wer könnte angesichts der desolaten Lage der GroKo anderer Meinung sein, als dass eine Begrenzung der Amtszeiten dringend nötig ist! Merkels vierte Amtszeit steht geradezu archetypisch für die Notwendigkeit einer solchen Regelung.

Angela Merkel jedoch hat nun drei Jahre Zeit, ihr eigenes Denkmal zu polieren, während zu Füßen ihres Sockels die Kämpfe um ihre Nachfolge toben. Mutti ist raus, Mutti nur guckt zu, Mutti wird den Sieger des Erbstreites je nach Laune stärken (indem sie ihn ignoriert) oder schwächen (indem sie seine Entscheidungen überschwänglich lobt). Wer möchte angesichts von weiteren drei Jahren Restkanzlerschaft Piranha in diesem Teich sein?

Die Piranhas

Die CDU hat sich mit der plötzlichen Ankündigung Merkels schnell abgefunden. Es war, als hätte man den Korken aus einer Flasche gezogen, so schnell warfen Merz, AKK und Spahn ihre Hüte in den Ring. Als Startgeschenk für ihre Favoritin Kramp-Karrenbauer erklärte Merkel auf Nachfrage noch, diese erst sehr kurzfristig von ihren Plänen unterrichtet zu haben, weshalb AKK auf den ersten Blick etwas bedröppelt wirkt, verkündete sie doch noch am Tag zuvor, die Kanzlerin werde wieder zur Wahl für den Parteivorsitz antreten. Das war ja wohl nichts! Doch dieser kleine Vertrauensbruch ist ein Pfund, mit dem AKK nun wuchern kann, um ihre Position als Kronprinzessin von Angelas Gnaden vergessen zu machen. Annegret Kramp-Karrenbauers Wahl wäre jedoch ein DDR-Déjà-vu, wo man 1989 zwar Honnecker los wurde, nur um dann noch auf den letzten Metern dessen Adlatus Krenz zu bekommen.

Friedrich Merz, der Bierfuzzl-Finanzfachmann von vorgestern will auch wieder am Tisch Platz nehmen, nachdem er jahrelang erklärt hat, dass ihm das Spiel nicht gefällt. Sein Comeback hatte ich vor etwas mehr als einem Jahr schon einmal satirisch vorweg genommen. Doch seitdem ist einiges geschehen. Er hat nicht nur jahrelang geschwiegen zum Kurs der CDU und speziell den Kapriolen der Kanzlerin, obwohl er kein Parteiamt mehr hatte, dass in Gefahr geraten konnte. Nun als „Ritter mit weißer Weste“ am Tag nach der Schlacht aufzutauchen, um die Lorbeeren zu ernten, erscheint mir wenig glaubwürdig. Außerdem sollte die CDU doch endlich mal wieder einen wirklichen Konservativen an ihre Spitze wählen und nicht ausgerechnet jemanden, der einen Preis der Ludwig-Ehrhard-Stiftung ablehnt, weil der konservative und kritische Journalist Roland Tichy deren Vorsitzender ist. Unglaubwürdige politische Gestaltwandler hatte die CDU doch wohl fürs erste genug an der Spitze!

Bleibt vorerst noch Jens Spahn, doch dessen offensichtlichen Ehrgeiz hat die Kanzlerin vorsorglich durch seine Abschiebung ins Gesundheitsministerium erfolgreich ins Nichts umgeleitet. Ein Elefant im Porzellanladen beweist geradezu chirurgisches Geschick im Vergleich zu den erratischen Vorschlägen, die Spahn in Sachen Gesundheitssystem und Pflegenotstand gleich im Dutzend abschießt, immer in der Hoffnung, wenigstens einen Zufallstreffer zu landen, während sich das medizinische Personal in diesem Lande pausenlos diese „missverstandenen“ Pfeile aus dem Allerwertesten ziehen muss.

Nichts außer Ablenkung

Das Minimalziel, Merkel 5.0 zu verhindern, mag zwar erreicht sein, geholfen ist dem Land damit leider noch nicht viel. Drei Jahre Restlaufzeit können sich noch verdammt lange hinziehen. Auch wenn nach wie vor die Hoffnung besteht, die Kanzlerin könnte angesichts der einen oder anderen Katastrophe „noch mal genauer nachdenken“, wie sie dies in Meditation und Selbstbefragung nach Fukushima getan hat, und ein Eigenmoratorium verkünden. Das Maximalziel jedoch, die Chance also, nicht durch einen freiwilligen Abgang, sondern durch eine mutige politische Aktion, etwa ein Misstrauensvotum, den Weg wirklich frei zu machen für einen Neuanfang – diese Chance ist unwiederbringlich vertan worden.

Merkel kam in einer erstarrten CDU durch politischen Vatermord an Helmut Kohl an die Macht. So auch abzutreten, hatte sie nicht vor. Stattdessen könnte der nun einsetzende Kampf um Merkels Teil-Nachfolge so viel Staub aufwirbeln, dass bis Dezember kaum ein anderes Thema zu den Bürgern durchdringen wird. Es wird jedoch nicht am 8. Dezember beim CDU-Parteitag in Hamburg über das Schicksal unseres Landes entschieden, sondern zwei Tage später in Marrakesh, wenn der „Global Compact for Migration“ unterzeichnet werden soll. Dort würde Merkel als Kanzlerin unterschreiben, nicht als CDU-Chefin. Die Folgen dieser Unterschrift könnte sie dann im Ruhestand in der Uckermark genießen, wo es die Migrationsströme aus Afrika in den nächsten Jahren noch kaum hinziehen dürfte.

Danke an Roger Schmidt von www.karikatur-cartoon.de für die treffliche Zeichnung!

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8 Kommentare

  1. Ob Merkel nochmal antritt oder nicht, ist nicht das Problem. Die Wähler, die jetzt noch die CDU wählen, sind mit dem “Grünen“ Weg ((Klima, Energiewende, Massenmigration) einverstanden. Wähler der SPD und Grüne gehen ebenfalls den selben Weg.
    Merkels Nachfolger werden diese Wähler bedienen müssen um gewählt zu werden. So läuft es, bei 50% sozialistischen Wähler, auf jeden Fall auf eine Grün-SED hinaus. Der Rest schweigt. Die MSM haben ganze Arbeit geleistet. Nicht Merkel.

  2. Fr. Merkel will den Parteivorsitz aufgeben, aber weiterhin Kanzlerin bleiben. D.h., sie wird, aus tiefer Überzeugung der Richtigkeit ihres Tuns, am 11.12.18 in Marrakesch den UN-Migrationspakt unterschreiben und damit für uns alle unvergeßlich bleiben. Habe mehrfach gelesen, dass eine Folge dieses Paktes darin besteht, dass mindestens zweihundert Millionen Afrikaner nach Europa wollen und es dann legal auch können. USA, Australien und Ungarn unterschreiben diesen Pakt nicht, einige europäische Staaten haben inzwischen auch Zweifel geäußert.

  3. Zum wegheften: Frau Dr. Merkel bekommt eine schwere Krankheit und muß die Kanzlerschaft aus gesundheitlichen Gründen beenden.

  4. Die Zeit der Totenreden hat begonnen. Wer zuerst genannt wird, wird es meistens nicht. Der Spahn sieht nicht medial genug aus und ist schwul, das Annegret gilt als geklonte Merkel und die braucht wirklich keiner mehr (außerdem ist sie aus dem Saarland und das bedeutet: Null Hausmacht). Der Bierdeckelspezialist hat sich zwischenzeitlich ordentlich die Taschen gefüllt (dank lukrativer Staatsaufträge) und dem ist es vielleicht langweilig, aber wer will diesen Blender?
    Wer wirklich kommt, ist noch nicht genannt.
    Außerdem wette ich, dass Frau Merkel nicht bis zum Ende der Legislatur Kanzlerin bleibt.

    • Nächste Reihe: Schäuble, Glöckner, von der Leyen.
      Beste Karten, jedenfalls für den Übergang, Schäuble, dann Glöckner. VdL kann es sich in die Haare schmieren.

      Ich merke auch gerade, dass ich gar nicht so viele CDU-Leute mehr kenne. Fast alle schauderhaft.

  5. Ich steh mittlerweile auf dem Standpunkt, dass nicht die internationalen Abkommen entscheidend sind, sondern dass man eine Regierung wählt, die sie ignoriert.

    Die Diadochenkämpfe kommen im Dezember zum erliegen. Ich finde einen Kandidaten schrecklicher als den nächsten. Spahn ist mir noch am nächsten, aber der Leichtmatrose (nicht homophob gemeint … „Bäh, das sagen alle Homophoben“) wird es nicht.

  6. Ins Schwarze getroffen! In der allgemeinen Misere sind solche Artikel Balsam für mein Gemüt!

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