…ich der Anwalt von Frau Rackete wäre und erreichen wollte, dass meine Mandantin freigesprochen wird? Wie würde ich vorgehen, was wäre mein „Ass im Ärmel“? Panik! Echt jetzt, kein Scheiß, aber anders, als sie jetzt gerade denken, liebe Leser. Es geht nicht um den Konflikt mit der italienischen Küstenwache oder der Finanzpolizei. Es geht um die Racketencrew und Rackete selbst.

Seit vielen Tagen liegen die Glücksritter untätig im Bauch der „Sea Watch 3“ herum. Es kommen wie üblich nicht die Ärmsten, um sich „retten“ zu lassen. Gesund sehen sie aus, stark, gut genährt, bereit, ihr neues Leben im verheißenen Land zu beginnen und die Investition zu rechtfertigen, die Familie, Stamm oder Gönner getätigt und auf die große Chance gesetzt haben. Und sicher – es ist wie immer – sind auch eine Menge anständiger Leute dabei.

Alles junge Männer, sicher kaum einer über 40. Auf Fotos ist zu sehen, dass einer von ihnen vor Langeweile sein Geld zählte. Sie alle haben bezahlt für die Reise. Viel bezahlt. Mehrere tausend Euro pro Person. Herkunft in ihrer Heimat: gehobener Mittelstand, rechnet man dies in Kaufkraftparität um. Sie sind bis auf dieses Schiff gekommen, haben es bis zur letzten Etappe geschafft, von der alle berichten, dass sie die leichteste sei. Der Weg von Bangladesch oder aus der Subsahararegion an die libysche Küste war teuer und hart. Einen Schlepper zu finden, der nicht einfach nur Geld nahm und dann verschwand, war schwierig gewesen. Doch nun war man auf einem deutschen Schiff und jeder wusste, dass die Deutschen gut sind und alle aufnehmen, wenn sie nur das Wort „Asyl“ aussprechen konnten. Die Italiener würden sie wie gewöhnlich durchwinken, man würde vielleicht kleine Bestechungsgelder zahlen müssen, um an Beamten oder der Mafia vorbei zu kommen, aber darauf war man vorbereitet. Im Notfall schickte die Familie noch etwas Geld, so kurz vor dem ersehnten Ziel würde man sich nicht verweigern. Was sollte noch schief gehen?

Doch nun diese Verzögerung! Was machte diese Frau, die sich Kapitänin nennt, da eigentlich? Warum dauerte das so lange? Seit Tagen Zickzack-Kurse. Hatte man die Passagiere vielleicht betrogen? Würde das Schiff womöglich wieder nach Libyen fahren? Das konnte man nicht zulassen! Mit dieser Handvoll dummer Europäer würde man schon fertig werden, wenn die ihnen den Eintritt ins Paradies verweigern.

Natürlich ist das alles Spekulation, nichts davon ist beweisbar, wenn Rackete weiterhin bei ihrer Aussage bleibt, sie habe sich Sorgen gemacht, es könne zu Suiziden unter ihren Passagieren kommen. Nicht weniger wahrscheinlich ist es jedoch, dass nicht Suizide, sondern handfeste Morddrohungen und anderes im Raum standen – und zwar gegen Rackete und ihre kleine Chrew und dass das seemännisch unverantwortliche Anlegemanöver ein Akt der puren Verzweiflung war.

Denn bei aller politischen Verstrahltheit, die ich Frau Rackete bereitwillig bescheinige, erscheint mir ihr Anlegen in Lampedusa so eklatant gegen alle Regeln der Seemannschaft zu verstoßen, dass ich mir nur schwer vorstellen kann, dass sie das Leben der Besatzung des Zollbootes absichtlich aufs Spiel setzen wollte. Es sei denn unter dem Druck eines ihrer „Klienten“, der sich hoch bei seiner Familie verschuldet hat und nun „liefern“ muss. Der hätte womöglich weniger Skrupel als eine Deutsche mit Kapitänspatent für große Fahrt. Was hier Frau Rackete teilweise entlasten könnte, würfe jedoch ein verheerendes Bild auf ihre menschliche Fracht und könnte tiefe Kratzer in den glatten Argumenten der Willkommensklatscher hinterlassen.

Wie gesagt, alles unbewiesen, alles krümeliger Spekulatius. Aber wie heißt es so schön im Polizeijargon: Wir ermitteln in alle Richtungen. Sollte man auch als Journalist tun, selbst dann, wenn es Frau Rackete ein wenig entlastet. Die Perversität des Geschäftes, das sie betreibt, bleibt von jeder Entschuldigung ausgenommen.

Doch spätestens im Dezember, so prophezeite Freund Archi Bechlenberg, wird Carola Rackete ohnehin auf Bewährung entlassen. Günter Jauch braucht sie für seinen Jahresrückblick bei RTL! Die Wette halte ich!

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7 Kommentare

  1. Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig.

    Entweder Italien ist korrupt wie eh und je und lässt Fünf gerade sein für die Aussicht, auch weiterhin Pleitebanken mit deutschen EU-Millliarden retten zu können.

    Oder Salvini ist ein Glücksgriff, der genau das tut, was er sagt. Der Italien seinen Stolz zurückgibt, indem er sich von Deutschland nicht kaufen lässt und schon gar nicht abkanzeln.

    Entweder also wird die Skipperin nur des Landes verwiesen. Oder sie bekommt einen Prozess, der sich gewaschen hat, mit Schlepperei, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Erpressung bzw. Nötigung sowie versuchtem Totschlag an den fünf Zollbeamten. Dann fordert der Staatsanwaltschaft sicherlich zwanzig Jahre und das Gericht gibt fünfzehn.

    Auf jeden Fall wünsche ich ihr, dass sie erst wieder aus dem Knast kommt, wenn die biologische Uhr ausgetickt hat, der Ofen aus ist und dieses selbstgefällige Wesen keine Nachkommen mehr in die Welt setzen kann. Allein schon um der deutschen Presse zu zeigen, dass Moral in einem funktionierenden Rechtsstaat kein Freifahrschein zum Gesetzesbruch ist.

  2. Da habe ich doch mal ne Frage. Wenn ich einen Ausländer ohne Moos nach Deutschland einlade…. dann hafte ich für alle Kosten die er /sie verursacht. Wenn Rackete dutzenden Migranten nach Deutschland direkt oder indirekt bringt, wer ist dann für diese Kosten eigentlich zuständig? Frau Rackete hat sich nicht um eine Gastbewilligung bei der Ausländerbehörde bemüht. Hätte ich das mit ner flotten Lotte aus Russland oder China gemacht… die Ausländerbehörde würde mir die Hammelbeine langziehen. <nun ist Rackete doch eine Millionärin… – warum schöpft man sie nicht ab? Und all die anderen Retter. Welche Gesetze und Paragraphen sind in solchen fällen eigentlich relevant? Wieso ist noch kein Staatsanwalt aktiv geworden? Es geht da um durchschnittliche Kosten von 450.000 €. Schon 3 schwarze Prachtexemplare toppen die Million.

    Danke für eine solche Reportage… von Roger oder sonst einem juristen

  3. Das bekomme ich, mit meinem ordentlich in Kroatien gemachten und vor zwei Hafenkapitänen abgelegten Sportbootführerschein, auch hin. Wenn das Sportboot die Größe von zwei Tennisfeldern hat ist es halt ein großes Sportboot. Crewlist, Seezeichen, Navigation mit Besteck und Karte sowie das Morsealphabet includiert. Navigation mit Echolot und und Satelitengestützt ist heutzutage auch nicht das Problem. Leider fehlen mir ein paar Profilneurosen um mich als Gutmensch zu aufzuspielen.

  4. Der Papa ist Millionär.
    Dazu das natürliche Bedürfnis der Jugend nach Radau.
    Da wird dann eine Verhätschelte auch mal ideologische Kapitänin.

  5. Das ist tatsächlich ein sehr interessanter Blickwinkel. Auf diese naheliegende Idee bin ich noch nicht gekommen. So wird es aber sein. 40 „Kanten“ mit einem Auftrag, kurz vorm Ziel und eine zickige Frau, die uns nach Lybien schicken will? „Mädchen, wenn Du und Deine Ökomemmen hier heil vom Schiff kommen wollt, raten wir Dir ganz schnell nach Italien zu schippern.Pronto!!“
    Ich werde mit dem Gedanken nicht warm, dass auch nur einer an Selbstmord gedacht hat, ja schon gar nicht durfte .
    Prima Jungs, die sich die Bundesregierung da einlädt.
    Frau Rackete wünsche ich alles Gute. Allerdings, was wäre geschehen, hätte sie wo anders angelegt? Wär es überhaupt dazu gekommen? Hätte ich die Überschrift gelesen: „40 Migranten töten deutsche Kapitänin“? Nein.
    „Deutsche im Mittelmeer vermisst“ oder „Asylanten finden bei Überfahrt Leichen“. Schon eher.

  6. Mich würde aber auch einmal interessieren, über was für ein Kapitänspatent die 31jährige „Kapitänin“ verfügt. Nach studycheck.de dauert die Ausbildung so um die 6 bis 8 Jahre, je nach Voraussetzung, und dann muss man sich so allmählich zum Käpt’n hochdienen und das dauert auch ein paar Jahre.

    • Die nötigen Scheine und Meilennachweise kann man innerhalb eines Jahres machen, die Meilennachweise sind auch in ein paar Jahren zu schaffen. Darüberhinaus liegt es an der Rederei, welche Nachweise und Qualifikationen man von seinen Skippern verlagt. Die Sea Watch gehört ja nicht gerade zu einer Handelsflotte mit Tradition und Ruf. Auf einem dieser Seelenverkäufer fahre zu dürfen, sollten die Minimalanforderungen wohl reichen. Die UKW-Funklizenz ist wohl noch das Zeitaufwendigste dabei.

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