Was ich jetzt sagen werde, wird einigen Lesern vielleicht nicht gefallen. Also mache ich es kurz, damit es nicht so weh tut: Trump ist momentan auf dem Weg, die Präsidentschaftswahl zu verlieren.

Pause.

Kurz sacken lassen.

Bevor Sie jetzt tief Luft zum Widerspruch holen, erkläre ich auch, warum ich das im Moment für wahrscheinlich halte: Weil Trump weder beißt noch kratzt noch Karten aus dem Ärmel zieht, die da nicht sein sollten. Wir erleben Fair Play von jemandem, gegen den seit zehn Jahren niemand nach diesen Regeln spielt. Das letzte Mal, dass Republikaner es mit lügen und betrügen versuchten – und zwar erfolgreich – war 1988, als Lee Atwater als Berater von George H. W. Bush Senior den sehr weit links stehenden Demokraten Michael Dukakis trotz dessen beachtlichen Vorsprungs in den Umfragen noch auf der Ziellinie aus dem Rennen kegelte.

Atwater entschuldigte sich kurz vor seinem Tod bei Dukakis für das unsaubere Spiel und irgend etwas hält die Reps seither davon ab, auf eben diese Weise Wahlen zu gewinnen. Kamala Harris Kampagne lernt aber von den Besten und so sehr man die Methode auch verabscheuen mag, nötigt die Dreistigkeit sie einzusetzen doch einigen Respekt ab. Was passiert ist, wollen sie wissen? Nun, Harris schaltete eine Reihe von Google-Ads.

Nichts Besonderes, werden Sie sagen. Sicher erklärt sie ihre Politik, wirbt um Unterstützung, ganz natürliche und verständliche Dinge also, wie Kandidaten das nun mal machen. Nicht ganz. Harris Kampagne schaltetet Werbeanzeigen, die per Klick zu Artikeln ihr freundlich gesinnter Medien führen.

Daran ist doch auch nichts Schlechtes, was redet der Kerl da, werden Sie sagen. Und wie großzügig von der Vizepräsidentin, die Inhalte von Medien wie CNN, AP, Independent, The Guardian, Reuters oder CBSNews mit den eigenen Wahlkampfgeldern zu bewerben! Was steht denn Nettes drin in den Artikeln?

Unwichtig! Entscheidend ist, dass die Adresse der Nachrichtenportale stimmt – was sie natürlich tut – und es dort recht freundlich für Kamala Harris zugeht. Man landet auch wirklich bei den beworbenen Medien, wenn man klickt. Nur stimmt der Inhalt der Artikel nicht so ganz mit dem Inhalt des Ads überein. Entscheidend ist die Darstellung in den Suchergebnissen von Google. In den Anzeigen hat man nämlich die Titel und Teaser-Texte der „Artikel“ bekannter Medien so verändert – Kritiker würden hier von „manipuliert“ sprechen ­–, dass sie so richtig nach Pressegold und „Harris rettet die Welt“ schmecken.

Eine fabrizierte Headline zu einem Artikel von „The Guardian“, welchen der Guardian so nie betitelt hat, lautet zum Beispiel: „Vizepräsidentin Harris bekämpft Abtreibungsverbote – Harris verteidigt die reproduktive Freiheit“ und auch im Subtext liest man in der Google-Anzeige Salbungsvolles: „Vizepräsidentin Harris ist eine Verfechterin der reproduktiven Freiheit und wird Trumps Abtreibungsverbote stoppen.“ – freilich steht das nur in der Impression, welche die Anzeige im Suchergebnis vermittelt. Im verlinkten Artikel ist nichts dergleichen zu finden. Aber was macht das schon, wenn die Lüge der guten Sache dient?

Google zufolge schaltet Trumps Kampagne keine Anzeigen dieser Art. Und glauben Sie mir, wir wüssten längst, wenn es anders wäre. Harris nutzt hier – Chapeau – eine Lücke in den Bestimmungen für Googles Werbeanzeigen, um den Anschein zu erwecken, als trügen die verlinkten Medien die Aussagen der Wahlkampagne von Kamala Harris mit. Und: Überraschung! Tief im Grunde ihrer progressiv-diversen Herzen tun sie das ja auch!

Ich nenne es Methode „Überrumpelungsumarmung“, denn die „überraschten“ Medien befinden sich so natürlich wie sämtlich längst im jubelnden Lager der Dems, wo man gern genau so deutlich wäre, wie in den Google-Anzeige beworben, stünde dem aktivistischen Begehren nicht die lästige Pflicht gegenüber, zumindest äußerlich einen Anschein von Objektivität zu wahren. Entsprechend betreten fällt die Reaktion der Vereinnahmten aus. Motto der Harris-Kampagne: mein Markenvertrauen ist leider aufgebraucht, ich leihe mir mal eben deines! Der Guardian teilt mit:

„Wir verstehen zwar, warum eine Organisation sich mit der vertrauenswürdigen Marke des Guardian identifizieren möchte, müssen aber sicherstellen, dass sie angemessen und mit unserer Erlaubnis verwendet wird. Wir werden uns an Google wenden, um weitere Informationen zu dieser Vorgehensweise zu erhalten“.

Bis das entschieden, vorsichtig abgelehnt, sanft verurteilt und dann schnell vergessen wird, ist Kamalas Kampagne längst weitergezogen und holt das nächste „Atwater“-Kaninchen aus dem Hut. Solch falsches Spiel hätte ich den Rettern der Demokratie gar nicht zugetraut! Zu Lügen werden solche Methoden jedoch nur, wenn man damit nicht durchkommt. Wie gesagt, allein der Schneid nötigt Respekt ab.

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12 Kommentare

  1. Alles, was „man“ Trump bisher angelastet hatte, zielte darauf ab, seine weiblichen Wähler zu vergrämen. Bei der letzten Wahl mit Erfolg, dem Vernehmen nach.
    (Einmal abgesehen davon, dass so ziemlich alle schmuddeligen Wahlablaufvorhersagen eines James Woods auf X zu beobachten waren.)

    Trump kann daher bei Harris nicht „dirty“ werden, ohne noch mehr Frauen zu verprellen. Sein erstes Dilemma.

    Sein zweites Dilemma haben Sie schon angesprochen: zöge er mit Harris gleich, hätte die wieder Grund zu giggeln. Denn Trump würde wegen aller möglichen Straftaten bezichtigt. Im obigen Beispiel verlinkte Medien würden ihn auf Unterlassung in Anspruch nehmen.

    Trump kann gar nicht schmutzig werden. Die ihm sicheten „Hillbillies“ würden es zwar möglicherweise goutieren, die weiße Mittelschichtsfrau wohl eher nicht.

  2. Trump wird nicht der nächste US-Präsident,
    Dafür werden die, die in den USA das Sagen haben alles was möglich ist tun, mit Erfolg.
    Dagegen hat Trump keinerlei Chancen.

    Für die, die das Sagen in den USA haben, bei jedem Präsident, auch bei Trump, ist Trump etwas schwieriger zu lenken. Er tickt anders, weil er kein Politiker ist, sondern ein Businessman.
    Er will den Job des Präsidenten nicht, weil er wie seine Vorgänger an den Geldtrog will.
    Deshalb ist er nicht so einfach an der Leine zu führen u. er will auch eigene Ideen umsetzen.

    Und da er keine einfach zu handhabende Marionette der Superreichen sein wird, wird er auch nicht Präsident der USA werden.

    Wahlgewinner wird letztendlich Mrs Melania Trump sein, die dann nach der US-Wahl endlich ihren Mann wieder für sich ganz alleine haben wird.

  3. Eine wesentliche Frage ist auch: Warum sind die deutschen Medien so versessen auf einen Wahlsieg von Harris? Weil Sozial-Demokraten gern Sozial-Demokraten am Ruder sehen? Ein Trump passt nicht in die sozialdemokratisierten Gesellschaften Europas, die im Grunde nur noch SD-Parteien kennen, und rechts davon den stigmatisierten Abschaum? (Während linke Randparteien wie BSW gern genommen werden zur Stabilisierung der linken Mitte) Mag sein. Denn inhaltlich ändert sich unter Trump oder Harris nicht viel für Deutschland. America First gilt für Dems wie Reps. Europa als US- Protektorat nutzen, das werden beide wollen. Deutschland als Speerspitze gegen Russland gilt seit dem 9. Mai 1945 als zentrale US-Doktrin. Und als Zahler aller Aktionen des Imperiums sowieso. Dass Trump schneller zu einer Lösung des Ukraine-Konflikts kommt, mag sein. Weil er dazu keinen Gesichtsverlust riskieren muss. Doch auch hier bleibt die zentrale Botschaft die gleiche: Die Europäer, voran Deutschland, werden den Wiederaufbau der Ukraine zu bezahlen haben. Und im Kampf um die Vorherrschaft auf der Welt gegen den Rivalen China gibt’s auch keinen Rabatt der Dems für Deutschland. Was ist es also?

    • Wir werden zu pleite sein, um die Ukraine wiederaufzubauen. Es fällt mir wirklich schwer, zwischen dem ganzen Unsinn aller Seiten zu navigieren. Die Linken machen unentwegt finanzielle Zusagen an einfach alle, ohne sie bedienen zu können. Sie nerven ihre Bürger mit omnipräsenter Ukrainebeflaggung. Und sie zensieren natürlich.

      Ich sehe aber auch auf der anderen Seite die gleichen Gruppendynamiken wachsen, die mich von den Linken weggetrieben haben. Ich fürchte, das Grundproblem ist, dass wir Europäer zu lange unter autoritären Regimen gelebt haben, um unsere Interessen direkt vorzutragen. Alles wird im Dienste einer anderen Sache umworben oder bekämpft.

      Viktor Orbans Rolle hat wohl weniger mit Sympathien für den Krieg zu tun als mit der finanziellen Abhängigkeit, in der die EU die Staaten des Ostens halten. Wenn durch bürokratische Bevormundung, einer aktivistischen Zentralbank und einem planwirtschaftlichen Green New Deal verhindert wird, dass sich die Völker selbst Wohlstand erarbeiten können, wird das Ganze schnell zu einem Nullsummenspiel. Dann geht es nur noch darum, wer welchen Anteil am Gemeinschaftstopf bekommt. Es ist fatal, dass wir nicht in der Lage sind, unser gemeinsames Interesse am Füllen des Gemeinschaftstopfes und an der Selbstversorgung der Menschen zu verbalisieren. Darauf müsste endlich der Fokus gelegt werden. Solange das nicht passiert, werden die vorgeschobenen Konflikte, um den jeweils anderen vom Geld wegzudrängen, zunehmen. Ich finde es ernüchternd, dass man schon jetzt dafür bereit ist, mindestens eine halbe Million Tote zu rechtfertigen. Das wird nicht besser, wenn wir uns nicht ehrlich machen und formulieren, was wir eigentlich tatsächlich wollen.

  4. Anmerkung: Harris paktiert im Zweifel mit Maduro und L u l a (nicht Chávez; der schmort bereits im Fegefeuer).

  5. Ich denke, daß noch alles möglich ist. Im Moment hat Harris das sog. Momentum. Der durchschnittliche Wähler ist – was politisches, also komplexes Denken betrifft- auch in Amerika nicht der Hellste, und so ist es wahrscheinlich, daß der in abenteuerlicher Geschwindigkeit durchgezogene Coup der Medien, aus einer unbeliebten bitch eine Mutter Teresa zu machen, erst einmal Wirkung erzielt hat. Das Bild vom Gegenspieler als tougher Held mit emporgestreckter Faust (ich liebe es !) ist in vielen Köpfen vorerst verblaßt. Leider. Meine Erwartung ist, daß Harris Wahlkampteam nebst angeschlossenem Propagandaapparat (so ziemlich alle außer X und Fox) diese Strategie nicht durchhalten. Wenn die Muppetshow namens Convent beendet und Miss Piggy endlich definitiv-définitiv-offizielle Waffe der Dems, den Faschismus zu verhindern, ist, werden die Karten neu gemischt. Die Realität wird unbarmherzig zuschlagen: Nahost-Konflikt, Ukraine, Taiwan (potenziell), Kriminalität in Verbindung mit Einwanderung, Inflation, drohende Handelskriege und natürlich: das sukzessive Schreddern amerikanisch- freier Lebensweise zugunsten „woker“ Unkultur. Harris kann nicht einmal hier punkten, da ihr offensiv zur Schau getragener Rassismus langsam auch denjenigen, die sie zu „beschützen“ glaubt, auf den Keks geht. In allen anderen Punkten sowieso nicht. Außenpolitisch schlängelt sie sich durch; im Zweifel paktiert sie mit Kommunisten wie Maduro und Chavis und mit Judenhassern von der „free Palestine“- Front. Von Wirtschaft verstehen Linke sowie nichts, und das haben gemäß Umfragen selbst die von Ben beschriebenen Anti-Trump-Neurotiker erkannt. Die Dems werden Schlammschlachten inszenieren, in deren Vordergrund „der verurteilte Straftäter“ stehen wird. Dieses Spiel wird Harris als ehemalige Staatsanwältin mit jakobinischer Brutalität spielen. Aber ich traue dem Wahlkampfstab der Reps durchaus zu, eine Strategie zu finden dies zu konterkarieren. Die Verlogenheit der Dems bezüglich ihres senilen Opas, den sie jahrelang im Keller versteckt hielten, ist derart monströs, daß sie als Waffe zur Gegenwehr taugt. Schaun mer mal. Ich halte das Rennen für offen mit leichtem Vorteil für Trump.

  6. Hihihi,,, Wahlen gewinnen,,, ich lach mich Schrott. Welche der letzten US – Wahlen wurden denn nicht manipuliert? Und ich meine jetzt nicht die oben geschilderten Harris – Spielchen. Auch Clinton fuhr seinen ersten Sieg nur ein, weil er damals Geo-Mapping und One – to – One Marketing, zielgruppengenaue Mailingkampagnen, einsetzte. Noch bevor das im Consumer Marketing Mode wurde. Ich kenne die damals Beteilgten einer großen Agenturkette. Die Dems sind da durchaus weiter als die Reps. Nein, der Sieger wird der sein, der die Auszählung in den Swing States unter Kontrolle hat. Also keine vier Wochen Auszählung von ein paar hunderttausend Stimmen, keine Fakes in den Wahlmaschinen, keine nächtlichen Rohrbrüche etc.. Leider hört man dazu noch garnichts von den Reps., wie sie das Problem unter Kontrolle bekommen wollen. Vielleicht deshalb, weil SIE diesmal einen Weg gefunden haben,,, Hah, hah said the clown ,,,

  7. Ich find Harris‘ Anzeigen nicht sonderlich skandalös. Was an der Atwater-Sache stimmt, will ich auch nicht recherchieren. Die Anwältin Ann Coulter hat die Behauptungen zur angeblichen „Southern Strategy“ in ihrem Buch „Mugged“ auseinander genommen. Im Kern sehen die Anschuldigungen so aus:

    Südstaatler: Ich weiß noch nicht, welchen Kandidaten ich für kompetenter halte und welche Politikvorschläge vielversprechender sind, aber ich will „N*gger“ sagen.
    Republikaner: Kein Problem, Sir! Wählen Sie uns und Sie können immer noch nicht „N*gger“ sagen, aber „Steuersenkung“, und „Steuersenkung“ heißt dann „N*gger“.
    Südstaatler: Boah, geil! Ich bin überzeugt! Steuersenkung, Steuersenkung, Steuersenkung, Jippie, Jäh, Jo! Hey, glotz mich nicht so an, du Steuersenkung! …“

    Was der Atwater mit seinem Hirntumor kurz vor seinem Tod gebeichtet hat und was davon stimmt, wäre jetzt wieder so eine Fleißarbeit, auf die ich keine Lust habe.

    Ich kann auch nur von der Vorstellung abraten, mit den gleichen Dreistigkeiten davon kommen zu können wie Linke. Ann Coulter hat auch ein Buch über die Waffenungleichheit geschrieben („Slander“).

    Der meiner Meinung nach tatsächlich maßgebliche Faktor ist das (Trump) Derangement Syndrom und an dem können die Republikaner in den letzten Wochen vor der Wahl nicht mehr viel ändern. Die Wahl kann so oder so ausgehen. Es gibt auch Anzeichen, dass er in einflussreichen Kreisen seine Wirkung verliert. Mark Zuckerberg hat sogar mit Trump telefoniert und sich öffentlich anerkennend geäußert. Das wäre vor einem Jahr noch undenkbar gewesen.

    Ich hab Trump in Klammern gesetzt, weil das (Feind)-Durchknallsyndrom ein riesiges Problem ist. Wenn ich ehrlich bin, halte ich Historiker und Kommentatoren des Zeitgeschehens für unseriös, wenn sie diese Dynamik und die Moralisierungspose (Virtue Signalling) nicht als Faktoren für gesellschaftliche Entwicklungen zumindest teilweise berücksichtigen.

    Die Linken operieren seit Jahren mit dem Wort „Hass“, was eine vollkommen legitime Emotion ist und auch ein viel zu schwammiges Konzept, um ihnen eine ehrliche Problemlösungsmotivation zu unterstellen. Aber mit Feind-Durchknallsyndrom meint man das vollkommen willkürliche Auswählen einer Person oder einer Gruppe, die dann mit den fahrigsten Begründungen abgestraft wird. Sonst kluge und besonnene Zeitgenossen drehen dann völlig ab. Das betraf in jüngerer Vergangenheit z.B. Netanyahu, PiS, Maaßen, Sarrazin, Björn Höcke, Boris Johnson und Viktor Orban. Keiner dieser Opfer muss ein Engel sein. Das Feind-Durchknallsyndrom macht es sogar extrem schwierig, noch mit konstruktiver Kritik durchzustoßen. Es tritt seit 2015 in immer kürzeren Abständen auf, zerrüttet den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Grundvertrauen der Bürger.

    Der ZEIT-Journalist Jan Roß hat neulich wieder dem allseits beliebten Juden-Durchknallsyndrom die Bälle zugespielt.
    https://www.zeit.de/2024/35/benjamin-netanjahu-israel-gaza-krieg-nahost/komplettansicht

    Itamar Ben-Gvir, der rechtsradikale Minister für Nationale Sicherheit, hat am Dienstag zum wiederholten Male dem Tempelberg in Jerusalem, auf dem die in der islamischen Welt hochverehrte Al-Aksa-Moschee steht, einen provokativen Besuch abgestattet.
    Ich könnte schwören, gestern an der Stelle härtere Formulierungen gelesen zu haben. Aber gut. Jedenfalls erweckt er den Eindruck, dass hier nur den Moslems etwas wichtig ist. Auf die Gefahr hin, mich lächerlich zu machen, meine ich mich erinnern zu können, dass in einer früheren Fassung, der Tempelberg einfach zum islamischen Heiligtum erklärt wurde, ohne darauf hinzuweisen, dass das Ding nicht zufällig so heißt. Aus juristischen Gründen darf man das meinem schwachen Gedächtnis und meiner wirren Fantasie anlasten. Ich kann mich auch tatsächlich irren. Klar ist in jedem Fall, dass ein Besuch eine Provokation sei, deren Legitimität Roß nicht nachgeht. Von Moslems kann man einfach erwarten, dass sie Besuche von, hust, ihrem Heiligtum als Provokation sehen dürfen. Ist das symmetrisch? Dürften Juden einen Besuch von Moslems in einem ihrer zahlreichen Heiligtümer auch als Provokation sehen? Keine Ahung welche. Der Tempelberg ist schon mal von anderen belegt. Dürfen Moslems ins KaDeWe?

    Oh, oh, oh, gefährlich. Neulich hat der Antisemitismusbeauftragte von Baden-Württemberg Michael Blume Henryk Broder ruppig zurechtgewiesen, weil letzterer bei dessen Witzchen-Anfeindungs- und Wortklauberei-Antisemitismusbekämpfung nur stört. Da trampelt der Broder doch glatt über die zarte, aber offenbar hochnotwichtige Funktionärsantisemitismuskuration!
    https://www.achgut.com/artikel/doktor_blume_allein_im_all

    Aber vielleicht stört Broder auch nicht, weil er die Anfeindung gegen Israel thematisiert und ein anderes – und offenbar illegitimes – Feld beackert als Michael Blume, sondern weil Juden einfach nicht das Gleiche dürfen wie andere. Jan Roß schreibt jedenfalls im oben verlinkten ZEIT-Artikel, „Entgegen der offiziellen israelischen Position propagierte er [Itamar Ben-Gvir] das Recht auf jüdische Gebete dort [Tempelberg]: eine herausfordernde Geste nicht nur für die Palästinenser, sondern für die gesamte muslimische Welt.“

    Man hat sich daran gewöhnt, Kommunisten sprechen von „Normalisierung“, aber ein unbefangener Leser fragt sich spätestens hier, ob muslimische Gebete dort auch zur „herausfordernden Geste“ werden. Die meisten schalten an der Stelle ab, weil sie dazu erzogen wurden, beim Religiösen die Augen zu rollen und es als irrelevant abzutun. Gebete, pfffff. Aber der Tempelberg ist das Trans-Drag-Thema des Nahen Ostens. Es geht nicht um das Thema, sondern um die Deutlichkeit, mit der man hier sieht, dass Juden nicht dürfen, was andere dürfen, dass hier nichts symmetrisch ist, dass sich die Welt in dieses dämliche Jew Derangement Syndrom eingeschossen hat und dass man sich total daran gewöhnt hat (gut, irgendeinen Auftrag braucht Michael Blume natürlich auch). Wenn Gebete dort, gähn, egal sind (und das ist auch tatsächlich meines Wissens noch die Mehrheitsposition in Israel und auch meine), warum ist es den anderen nicht egal? Ist die Überlegung schon rechtsradikal? Und wo war eigentlich der Opa von Jan Roß?

    Die Stimmung ist so wild, dass Kamala Harris – immerhin mit einem Juden verheiratet, aber einem „gaaaaanz guten“ – der Kongressrede Netanyahus demonstrativ fernblieb. Der zeitweise als Vizepräsidentschaftskandidat gehandelte Josh Shapiro hat sich katzbuckelig für die Jungendsünde entschuldigt, in einem alten Zeitungsartikel, den Palästinensern den Willen zum Frieden abgesprochen zu haben. Bis gerade eben noch gehörte „Frieden im Nahen Osten“ zum Rhetorikbesteckkasten der absurden Beispiele für illusorische Hoffnungen so wie auch der „Weltfrieden“. Aus Sicherheitsgründen sollte man aber in Zukunft nach jedem „Na klar doch, wenn der Weltfrieden zeitigt!“ klarstellen, dass der selbstredend nur an den Menschen scheitert, die gerade keine palästinensischen Araber sind. Deren politische Führung besteht aus den einzigen Vertretern unserer menschlichen Spezies, die zum Weltfrieden fähig gewesen wäre.

  8. Es ist klar, dass die Demokraten um Obama, und Harris ist eine Obama-Puppe, die Maschinerie, wie es der Moderator Greg Gutfeld sagte, in Gang gesetzt haben. Es ist klar, dass Harris noch viel weniger als Biden, irgendetwas vorzuweisen hat, mit dem sie punkten könnte. Sie muss jetzt einfach möglichst wenig sagen und die Maschine machen lassen. Auf einmal soll sie die Prinzessin und Superfrau sein. Man wird sehen , ob das verfängt. Ich finde, dass Trump mit dem Gespräch auf X mit Elon Musk einen echten Coup gelandet hat. Es ist ein authentisches Dokument, wie Trump denkt. Es zeigt vor allem, dass man die woke Kultur nicht mit ein paar Schlagworten erledigen kann, sondern durch geduldiges, hartes widerlegen und ständiges angreifen. Einen Erdrutsch Sieg werden beide Kandidaten nicht einfahren, aber eigentlich ist die Situation eher wie 2016, als nur wenige an Trump glaubten und Hillary gepuscht wurde, wie jetzt Harris. Es wird knapp, aber wenn es zu Debatten kommt, werden Trump und Vance die gewinnen.

    • Puh, Ihr Wort in Gottes Ohr. Harris wird auf Teufel komm raus versuchen, Trump zu triggern. Der darf sich nicht triggern lassen. Er muss Fakten bringen, so wie seinerzeit die hawaiianische Demokratin bei den Debatten – die hat Harris mit einem einzigen Wortbeitrag aus dem Rennen gekegelt. Aber das wird schwer, sehr schwer.

      Um Vance mache ich mir keine Sorgen, der hat an einer Elite-Uni Jura studiert. Wenn der derzeit im US-Fernsehen ist, ist er sensationell darin, die Fragen zu beantworten. Etwa unlängst: „Ist Kamala Harris eine Schwarze?“ Vance, lachend: „Kamala Harris ist das, was sie zu sein vorgibt – und das ändert sich am laufenden Band.“ Dann kommt ein „Trump sagt aber …“-Spruch der Reporter, und was macht Vance? Er erklärt: „Was Trump damit meint, ist …“ – und dann fallen den Reportern keine weiteren Fragen mehr ein.

    • PS: Tulsi Gabbard meinte ich. Die hätte sich Trump als VP holen sollen. Indische Wurzeln, noch im aktiven Reservedienst beim Militär, Frau – quasi all das, was Biden sich bei Harris gewünscht hätte.

      Die ganzen Sprüche, die Harris jetzt loslässt – sie hat etwa selbst daran gearbeitet, dass Trinkgelder besteuert werden, jetzt will sie es abschaffen?! Sie war integraler Teil der Regierung, die IMMER unter der Biden-Harris Administration publiziert und entschieden hat.

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