„Komm schon, Du kannst dem Fortschritt nicht ewig im Weg stehen!“ meint zumindest mein Freund Klaus. In der Tat will ich schon seit einer ganzen Weile einen neuen anschaffen, aber ich dachte eigentlich, dass es wieder ein Benziner sein wird und nicht so eine Lithiumschleuder. Nicht aus Prinzip, sondern aus praktischen Erwägungen, schon wegen der Reichweite. „Meinst du nicht, dass mich das unglaubwürdig macht?“, frage ich Klaus. „Du weißt schon, von wegen Kohlenwasserstoffe predigen und dann an der Batterie lecken.“

„Predigst du denn Kohlenwasserstoffe? Ich hatte eher den Eindruck, dass du Pragmatiker bist. Schau auf dein Benutzerverhalten, hast du mir immer gesagt. Wenn du selten und keine allzu langen Strecken damit zurücklegst und Lademöglichkeiten…“

„Na, Lademöglichkeiten sind bei mir jetzt nicht gerade ein Problem!“

„Und wenn der Saft für die Strecke nicht reicht, was spricht gegen ein Ladepäuschen? Außerdem hat dein alter seit langem Startprobleme und wenn ich mir das Blechle so ansehe, hatte das Teil auch schon bessere Tage. Sollte das mal Rot sein oder ist das Rost?“

„Rostrot.“

„Wert ist der ohnehin kaum noch was, der ist doch sicher 20 Jahre alt, oder?“

„Kommt hin. Und da der Tank gerade leer ist, hat sich die Wertfrage wohl ohnehin erledigt.“

„Und einen Krach macht der…bist du sicher, dass das so sein soll?“

„Ich bin nicht sicher. Und natürlich sind die Akkuhobel auch beim Lärmschutz klar im Vorteil, ich geb’s ja zu.“

„Außerdem stell dir vor, wie du beim grünen Mainstream punkten kannst, wegen CO2 und Elektromobilität und Weltrettung und so!“

Er hat auch damit absolut recht. So könnte ich bei der Baerbock’schen Energiepolizei in nicht allzu ferner Zukunft meinen guten Willen und Einsicht zeigen. Das könnte vielleicht sogar meinen Aufenthalt im Klimagulag um ein paar Tage verkürzen. Nun, die Sache ist mit Stand heute entschieden! Der Benziner wird abgeschafft, ein Elektrischer muss her. Soll den alten doch der Schrotthändler holen, ich bin ab sofort ein in der Wolle gefärbter Jünger der E-Mobilität! Und um das Reichweitenproblem zu lösen, habe ich auch schon eine Idee. Ich kaufe einfach gleich einen zweiten Akku für meinen neuen elektrischen Rasenmäher.

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12 Kommentare

  1. Niemals kommt mir Elektroschrott in die Garage. Ich fahre meine 3 Liter Diesel, bis sie auseinander fallen oder es keinen Diesel mehr zu kaufen gibt. Falls ich das Ableben meiner Diesel überlebe, steige ich auf eine Pferdedroschke um. Während die Stromer auf das nächste Stromangebot warten, bin ich dann lange unterwegs. Ich lebe auf dem Land, da geht das.

  2. Ich habe solchen Diskussionen ein Schnippchen geschlagen und einen Plug-In-Hybrid gekauft. Jetzt bin ich Ketzer und Heiliger zugleich. Alle Anwürfe gegen diese Technik weise ich konsequent von mir. Denn sie verbindet elektrische Alltagsfahrten genial mit der Unbekümmertheit gegenüber defekten, besetzten und nicht vorhandenen Ladesäulen. Geladen wird im Carport, bei ALDI oder EDEKA und getankt wann und wo ich will in der gewohnten Schnelligkeit. Die Behauptung des überbordenden Verbrauchs wegen Mehrgewicht kann ich ruhigen Gewissens als Fake News abschmettern. Mit 2 Litern Benzin und 11,5 kWh auf 100 km habe ich sowohl Benzin eingespart als auch die ungeheuer große Batterie, die für sich schon ein Umweltproblem darstellt. Die elektronische Steuerung der beiden Antriebe finde ich genial.

  3. Und Sie dürfen das gute Stück tagsüber mit feinstem Wind- und Solarstrom (bei Wind und Sonne) aufladen, während die E-Autobesitzer sich nächtens, wenn der Wind eingeschlafen und die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, bösen französischen Atomstrom und polnischen Kohlestrom in den Akku füllen müssen. Sowas schlägt auf das grüne Gemüt.

    • Ganz abgesehen vom E-Smog in einem pharadäischen Käfig und den evtl. Fortpflanzungsproblemen, wenn der Bock eine 450kg Lithiumbatterie ist. Mit der Entsorgung können wir uns dann ja noch 20 Jahre Zeit lassen. Da verdienen dann wieder andere. Oder die gleichen?
      „Nach uns die Sintflut“.“ Sie sollen doch Kuchen essen, wenn sie kein Brot mehr haben.“

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