TexasEin Meme des Gesundheitsministeriums macht im Netz die Runde. Es zeigt unter dem Slogan „Wir bleiben zuhause“ eine Reihe von mehr oder weniger Prominenten, welche die Hände über dem Kopf zu einem Dach formen und dazu (je nach Begabung) fröhlich lächeln. Für Udo Lindenberg machte man wohl eine Ausnahme, der darf ins Hotel. Wir leben bekanntlich in postheroischen Zeiten, in denen mittlerweile jeder Held ist, der brav Regierungsparolen apportiert. Ein Held, wer Ökostrom bezieht, Helden, die sich vegan ernähren, Helden im simulierten Kampf gegen böse Parteien, Helden wohin man schaut. Nun bleiben die Helden zuhause, „weil das Leben retten kann“. Leben retten durch Unterlassung – billiger ist Heldenmut nicht zu haben.Wir bleiben zuhause

Der Faktencheck dieser heroischen Leistung bedarf natürlich des wissenschaftlichen Nachweises, des Experiments. Bis zum Beweis ist das deutsche „Hände hoch“ nichts als Hypothese oder fromme Einflüsterung (neudeutsch Nudging). Doch leider bringt uns die Wissenschaft hier nicht wirklich weiter.

A rebel without a clue

Nicht eine der Maßnahmen und auch der freiwillige und gut gelaunte Hausarrest hat bisher beweisbare Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen gezeigt. Wie auch, wenn anderenorts mit genau gegenteiligen Maßnahmen dieselben Ergebnisse erzieht werden? Oder um ein Einstein zugewiesenes Bonmot abzuwandeln: wenn die Fliege in jede Richtung fliegt und überall gegen Scheiben stößt, ist erratisches Herumgeflatter offenbar Energie- und Zeitverschwendung.

Um die Hypothese „zuhause bleiben rettet Leben“ zu falsifizieren, genügt ein einziger Fall oder ein einziges Experiment, dessen Ergebnis ihr klar widerspricht. Zugegeben, ganz so einfach ist es im vorliegenden Fall zwar nicht, schließlich geht es um einen bunten Strauß unterschiedlichster Bedingungen und Maßnahmen, die betrachtet und beurteilt werden müssen. Und doch kann man sagen, es hält sich derzeit in der europäischen Politik beharrlich die Einschätzung, dem vermaledeiten Virus sei durch Wegsperren, Kontaktverbot, Maske, Abstandsregeln und am besten noch Hausarrest am wirksamsten beizukommen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass überall dort, wo Menschen in direktem Kontakt miteinander stehen, keine Maske tragen, die Abstandsregeln nicht beachten und sich in Restaurants, an Stränden oder den Innenstädten treffen, das Virus Kirmes feiern müsste.

Schweden als Gegenbeispiel wird ja stets mit dem Hinweis abgetan, das könne man nicht mit Deutschland vergleichen! Schweden hätte ja nur eine Handvoll Einwohner und da die Schweden nie einschränkende Maßnahmen hatten, hinkten Vergleiche sowieso. Schauen wir stattdessen in die USA, wo der lebendige Föderalismus der Bundesstaaten nach der anfänglichen Panik im Jahr 2020 gerade voll durchschlägt. Da unsere Medien für gewöhnlich mit zentralistischem Blick nach Washington schauen und von den müden Lippen Präsident Bidens „wear a mask“ lesen und glauben, der Anführer des Westens gebe Europa gutes Beispiel, gehen die einzelnen Bundesstaaten gänzlich andere Wege.

Into the great wide open

Georgia, Mississippi, Tennessee, Oklahoma, Missouri, Alaska, Iowa… und vorneweg die bevölkerungsreichen Staaten Florida und Texas sind längst ausgeschert aus der Front derer, die Corona mit möglichst restriktiven und freiheitseinschränkenden Maßnahmen in den Griff kriegen wollten. Die verfassungsmäßig garantierte Trennung von Bundes- und Landesrecht macht‘s möglich.

Glaubt man unseren Politikern, ist jede Menschenansammlung (besonders, wenn sogenannte Querdenker zusammenkommen) ein potenzielles Superspreader-Event. Seltsamerweise war es das tatsächlich bisher nie, auch wenn die Medien stets entsetzt betonten, dass Maskenpflicht und Abstandsregeln nicht eingehalten wurden. Wie schrecklich müssen da erst die Zustände in Texas sein, wo schon am 10.3.2021 alle Covid-bezogenen Restriktionen aufgehoben wurden! Geschäfte: geöffnet. Restaurants und Bars: geöffnet. Kirchen, Synagogen und Moscheen: geöffnet. Theater, Kinos: geöffnet. Hotels, Strände, Freizeitaktivitäten: geöffnet, geöffnet, geöffnet. Alles! Und das schon seit fast vier Wochen. Wer nun glaubt, in Texas müssten die Infektionszahlen gerade durch die Decke gehen, irrt. Die Zahlen gehen weiter zurück (siehe hier, hier und hier). Und das, obwohl es in Texas mit seinen 30 Millionen Einwohnern und großen Ballungszentren wie Dallas, Austin oder Houson auch seit einem Monat keine Maskenpflicht mehr gibt.

The Sky is the Limit

Leben retten durch striktes Nichtstun muss also nicht wie in Deutschland aussehen. In Texas und anderenorts in den Staaten interpretiert man die Aufgabe deutlich humaner: die Regierung tut nichts, ergreift keine ungesetzlichen Maßnahmen, sondern leistet lediglich aktives Monitoring der Lage, gibt Empfehlungen und bietet Hilfe an. Ansonsten tut man nichts, verbietet nichts, beschränkt nichts, verordnet nichts und tritt die Grundrechte der Bürger nicht mit Füßen. In Texas retten „aktiv werden“, „seinen Geschäften nachgehen“, „die frische Frühlingsluft genießen“ und „Freunde treffen“ ganz offensichtlich Leben, während sich Deutschland lächelnd und mit erhobenen Händen auf ein Leben im Bunker vorbereitet.

Die Musik zum Text kommt natürlich von Tom Petty & the Heartbreakers.

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13 Kommentare

  1. Das Dach über dem Kopf ist die umgedrehte Raute Merkels, der Kniefall in den tiefen Staub vor ihrem Herrschaftswahndenkmal. Ich suche immer noch den Zauberspruch, der sie aus dem Amt jagt – „Merkel, Merkel – sei’s gewesen“? Schön wärs!
    Die nächste Merkel, Barbock, wartet bereits „ante portas“!!

  2. So sehen glückliche Sklaven aus. Und das fleischgewordene intellektuelle Defizit der bayrischen Grünen, Kerosin-Kathi, verlangt, „Querdenkern“ mit stärkeren staatlichen Repressionen zu begegnen.

  3. Es wird Zeit, dass der Islam kommt. Ich lass mir lieber die Hände abhacken, als sie mir dachförmig über den Kopf zu halten, nur weil man mir das sagt und weil andere es gerade machen.

  4. Herr Letsch, leider gehen auch Sie der ganzen Panikmache auf den Leim. Es ist zwar schön, dass einige Staaten Grundrechte wieder herstellen und danach die „Infektionszahlen“ nicht durch die Decke gehen. Aber auch wenn dies der Fall wäre, hätten sie trotzdem das Richtige gemacht. Es gibt keine, absolut keine Rechtfertigung für irgendeinen Lockdown. Nichts stimmt in diese Lockdown Politik. Die Zahlen sind fast alle irreführend und irrelevant. Das wissen Sie so gut wie ich. Was hatten wir da nicht alles, Reproduktionszahl, Inzidenz , Neuinfektionen etc. Das Wiener Gericht, das im Nachhinein ein Demo-Verbot kassierte, hat das endlich einmal klar auseinandergenommen. Übrig bleibt heisse Luft. Ein Entzug der Grundrechte ist so ein einschneidendes Vorgehen, dass er schon längst gerichtlich abgeklärt hätte werden müssen. Aber der alles entscheidende Punkt ist die völlige Unverhältnismässigkeit der Corona Politik. Der Staat ist nicht und kann nicht und soll nicht für meine Gesundheit zuständig sein. Lockdown ist ein Verbrechen. Also tun die US Staaten auf jeden Fall das Richtige, Zahlen hin oder her. Sie stellen Freiheit , Recht und Ordnung wieder her.

      • Ja!, das steht ja alles fein säuberlich und unmissverständlich drin im Artikel für jeden, der es lesen kann, damit er sich nicht selbst auf den Leim gehe. Aber ach, diese Missverständnisse da draußen immer, und jetzt soll auch noch der Roger Letsch Panikmache gemacht haben oder Leim :-), oder die Erde ist flach.
        Was auch immer.

        P.S. Danke für den exzellenten Atikel, wie immer mitten drauf.

    • Herr Ziegler, wischen Sie sich den Schaum vom Mund und lesen Sie den Text noch einmal. Danke!

    • Wer heute dieses Zeichen macht , hat vor längerer Zeit sich einen Eimer Eiswasser über die Birne gekippt. Tipp für alle: Polonäse Blanke Näsae durch die statt und die Hände nicht an die Titten sondern schräg übern Kopf. Das ist dann Schrägdenken und noch nicht verboten.

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