Eine Rezension wider Willen

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Da liegt es nun auf meinem Schreibtisch, Katrin Göring-Eckardts neuestes Werk „Ich entscheide mich für Mut“. Bevor Sie jetzt denken, ich hätte in letzter Zeit eine seltsame Leidenschaft zu Buchrezensionen entwickelt, muss ich Ihnen erklären, wie es zu dieser (unwillkommenen) Aufgabe kam.

Ich fand es geradezu verblüffend, dass viele unserer Politiker trotz ihres erwiesenermaßen vollen Tagesplanes neuerdings immer wieder die Zeit finden, ihre Gedanken zwischen zwei Buchdeckel zu pressen. Dabei fragte ich mich gerade angesichts eines Videos von Martin Schulz, der aus seinem neuen Buch „Was mir wichtig ist“ vorlas, ob er es an diesem Tag vielleicht zum ersten Mal gesehen hatte und somit wohl eher schreiben ließ, als dies selbst zu tun. Heiko Maas hatte für seine radikalen Ideen zumindest einen Coautor, mit dem er sich die zahlreichen Verrisse und hämischen Kommentare nun brüderlich teilen kann. Aber was war mit dem Buch von Katrin Göring-Eckardt los? Ende Mai erschienen, bislang nur eine einzige Bewertung, die dem Buch allerdings hervorragende Eigenschaften bei der Reparatur eines kippelnden Tisches bescheinigte. Scheinbar will es niemand lesen, was ich angesichts der schillernden Person der Autorin und deren Weltbedeutung für die schrulligen Anhänger einer schrulligen Partei in ihrem kleinen Wahlkreis in Thüringen so gar nicht nachvollziehen konnte. Also, dachte ich mir, frag doch mal beim Verlag nach und drei Tage später lag das Buch tatsächlich vor mir. Damit hatte ich nicht gerechnet! Nun muss ich wohl das tun, was ich sicher nie vorhatte: es tatsächlich lesen und ein paar ehrliche Worte darüber verlieren.

Das positive zuerst: Dem Verlag, dem Layouter, der Druckerei und dem Buchbinder ist nichts vorzuwerfen. Hardcover, angenehmes, saugfähiges Volumenpapier aus „verantwortungsvollen Quellen“ (was sonst), angenehme Typo. Außerdem hat Göring-Eckardt, die laut Buch als Kind „Feuerwehrfrau oder Einhornspezialistin“ werden wollte (und letzteres bekanntlich ja auch wurde), es höchstwahrscheinlich wirklich selbst geschrieben. Der Stil, der sich irgendwo zwischen einem Schulaufsatz der Kategorie „Mein Ferientag“ und Kirchentagsvolontariat (ich bin soo aufgeregt) bewegt, taucht auch in jeder ihrer Reden und Interviews auf, im Buch ist allerdings das Lektorat spürbar. Danke dafür. Am interessantesten ist noch der Teil, der Biografisches verrät. Denn die Autorin und ich haben tatsächlich einiges gemeinsam: Ich bin nur ein Jahr jünger, wuchs nur etwa 100km von Gotha entfernt auf und verlor meine Mutter etwa im selben Alter wie sie – nur nicht durch einen Autounfall, sondern durch DDR-Medizinpfusch. Allerdings bestand meine Familie aus stramm gläubigen Kommunisten, während der Vater Katrin Göring-Eckardts ein verkappter Nazi war, der sein Exemplar von „Mein Kampf“ zur Tarnung in das Zeitungspapier des „Neuen Deutschland“ einschlug. Aus der historischen Distanz betrachtet, lag er damit gar nicht mal so falsch. Spätestens jedoch nach dieser kleinen Beichte wird die Lektüre zur Bibelstunde: Die Kirche und Katrin – gestern, heute, morgen. Nichts liegt mir ferner, als mich über die religiösen Verstiegenheiten anderer Menschen wertend zu erheben – es sein denn, sie werden zur Bedrohung, weil sie sich der Gewalt zuwenden oder wie im Fall der Autorin zu „gestaltender Politik“ verklumpen! Und das ist hier der Fall, schließlich kandidiert Frau Göring-Eckardt nicht für ein Pfarramt, sondern als Spitzenkandidatin ihrer Partei für den Bundestag.

Zwischen der Familiengeschichte und einigen wenigen Seiten politischer Textbausteine am Ende liegen größtenteils Seiten bemühter Bibel-Exegese zwischen schreiend naiv und Größenwahn. Dieser Teil war besonders schwer zu lesen. Nicht, weil er inhaltlich so komplex und fordernd war, sondern weil die Sätze nur aus Worthülsen bestehen, die von Plattitüden und Selbstverständlichkeiten zusammengehalten werden, welche von den eingestreuten Nullaussagen einfach nicht aufzulockern sind. Am Ende vieler Sätze hatte ich oft schon deren Anfang vergessen. Kirchentagssprech gefolgt von Parteitagssprech, beides ist abseits von Predigt und Parteitag nur schwer erträglich.

Religiöse Eiferer und Frömmler neigen dazu, auch alle privaten Regungen und Handlungen religiös zu determinieren und pauschal in Gut und Böse einzuteilen. Da wird das Streben nach Glück bei Göring-Eckardt schnell zu Egoismus erklärt und von dort ist es nur noch ein Halbsatz zum „Neoliberalismus“, der AfD und den Pforten der Hölle. Oder zu Tagträumen der Art „…die Regeln des ökonomischen Alltags [mal] ein bisschen außer Kraft zu setzten“. Und was im „freiwilligen Engagement“ möglich sei – warum sollte das vor der Wirtschaft haltmachen? Regeln? Ja bitte, aber mit Ermessensspielraum! Auch hat Katrin Göring-Eckardt ihre eigene Definition von „Integration“, mit der nicht nur Migrantinnen und Migranten so ihre Probleme hätten, sondern auch andere. Gemeint ist natürlich die Integration der schon länger hier Lebenden, die einfach nicht akzeptieren wollen, dass die Regeln, die sie selbst so mühsam aufgestellt hatten, von Kirchentagshelferinnen wie Katrin Göring-Eckardt lächelnd und „nach Ermessen“ außer Kraft gesetzt werden dürfen.

Simplizissima Maxima Gothaensis

Wenn Göring-Eckardt sich mitreißen lässt und ihr Kirchentagsherz aufgeht, schreibt sie im eigenen Urteil Bedeutungsvolles nieder. Wer erinnert sich nicht an ihre Ode an den Zitronenfalter im Bundestag 2013 oder „Einmal in der Woche Spinat mit Ei“ in derselben Rede. In diesem kindlichen Erbe stehen im Buch Sätze wie „Wenn Rana als Kind syrischer Flüchtlinge ein Start-Up gründet und eine technische Revolution auf den Markt bringt“ oder „…wenn Kevin aus dem Wedding als erstes Kind seiner Familie studiert…“ das sind jedoch alles keine Dinge, die die Regierung oder gar die Grünen Rana und Kevin schenken. Im besten Fall stand die Regierung einfach nur nicht im Weg, Rana konnte der allgegenwärtigen Gängelung der Familie entfliehen und „Kevin“ ist eben doch nicht immer eine Diagnose, sondern manchmal auch eben nur ein Name. Heute haben leider viele Politiker die Angewohnheit, von sich selbst das Bild eines Apoll zu zeichnen, durch dessen heldenhafte Taten die Sonne Tag für Tag gut von Ost nach West kommt. Und dabei ist noch Kraft übrig, das Böse abzuwehren, das auch Göring-Eckardt Tag für Tag wacker bekämpft. Sie selbst sagt, sie sehe dann ihren Vater, der sein Exemplar von „Mein Kampf“ im „Neuen Deutschland“ versteckte. Und deshalb bekämpft sie tapfer die Drachen der AfD, der Rechten, Rechtspopulisten und der Konservativen gleich mit, die alle den bösen Hitler wieder an die Macht bringen wollten. Das was heutzutage an faschistoider Ideologie in das „Neue Deutschland eingewickelt“ wird, sieht sie leider nicht. Und sie tut dies natürlich alles im Namen der Toleranz! „Diejenigen, die keine Toleranz gegenüber Andersseienden verspüren, bekommen auch von mir keine.“ So enthält der Kosmos von Göring-Eckardt letztlich nur eine einzige Haltung, nämlich die der grenzenlosen Toleranz, die Intoleranz muss draußen bleiben. Eine geträumte ideale Gesellschaft, ein Organismus ohne Antikörper, den man gnädig der Evolution überlassen könnte, steckte man nicht selbst mitten drin.

Beschäftigung der nächsten Jahre

„So ist die Integration des Islam in das bestehende Gefüge von Staat und Religionsgemeinschaften eine Herausforderung, die uns in den nächsten Jahren beschäftigen wird.“ – Das ist er wieder, „der Islam“. In Göring-Eckardts „bestehendem Gefüge“ kommen die Bürger, gerade solche, die mit aller Religion nichts zu tun haben wollen, gar nicht vor. Staat und Religion, das sind ihre Kategorien und sie selbst ist gewissermaßen beides: Kirche und Staat. Was die Byzantiner nicht schafften, die Reiche der Franken, Staufer, Habsburger, all die Kaiser, Könige, Zaren und Imperatoren all die Demokratien und Despoten – das schafft der eilige Geist von Göring-Eckardt, auch wenn ihn das „einige Jahre“ beschäftigen wird. Nach „dem Islam“ sind übrigens Grippe, Fußpilz und Hepatitis A mit Integration dran. Fieber ist die neue gesellschaftliche Wärme, Juckreiz die neue sexuelle Freiheit und gelbäugig das neue „People of Color“.

Fazit

Dieses Buch wurde zurecht missachtet und es dauert mich, es wegen einer schnöden Wette („Wetten, gerade DIR schickt der Verlag das Buch nicht …?“) aus dem Orkus des Vergessens gerissen zu haben. Es verkörpert wie kaum ein anderes die „Kunst“ der politischen Leerstelle, die fast unserem gesamten politischen Spitzenpersonal mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen ist und von der sie auch beim Bücherschreiben einfach nicht lassen können. Schon aus diesem Grund ist es hoffentlich das letzte Buch eines derzeit aktiven Politikers, dass ich jemals lesen muss. Ich glaube jedenfalls, solche Wetten gehe ich tatsächlich nie mehr ein.

Die Autorin meint ja, „Glaube ist nicht Besitz und Leistung, sondern Geschenk“ und mit Geschenken kennt sie sich bekanntermaßen aus. Jedoch ist die Einfalt ebenfalls eines. Geschenke kann man übrigens auch ablehnen. Sollte man öfter machen.

–*–

Missglückte Aphorismen

Wer noch nicht genug hat, dem möchte ich hier einige Zitate in loser Reihung aus dem Buch zur Erbauung und Argumentationsgymnastik anbieten. Ich kann versprechen: in jedem steckt eine Enzyklopädie, ach was: ein Paralleluniversum! Also los, Satz kopieren und mit scharfem Messer wohlbegründet filetieren. Der beste Kommentar gewinnt das Buch – allerdings sind da jetzt jede Menge Anmerkungen und Käsekästchen drin. Viel Spaß!

„Ich will gern vieles wissen können, aber ich will nicht gewusst werden.“

„Unser alltägliches Verhalten bestätigt, dass die Macht von außen kommt.“

„Die Mittel der Kontrolle und Überwachung sind zugleich Mittel der Freiheit.“

„Macht und Schönheit der Digitalisierung kommen von unten.“

„Wir brauchen Regulierung bei den großen ökonomischen Playern.“

„Vielleicht geht es um so etwas wie Mülltrennung im Netz […] die durch Selbstverpflichtung und Überzeugungsarbeit funktionieren.“

„Was wir brauchen, ist eine säende Bürgerbewegung im Netz, für die Aneignung des digitalen Gemeinwohls und gegen die Kontrolle unseres Lebens durch bekannte Unbekannte.“

„Kirche muss politisch sein.“

„Werte wie Solidarität und Miteinander, Gerechtigkeit und Frieden sind nicht vom Staat allein generierbar“

„Sonne, Wind und Wasser können uns allen genug Energie liefern, ohne Zerstörung und Luftverschmutzung.“

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28 Kommentare

  1. Nun ja, ein Buch einer Politikerin einer Partei, die ahnt, dass sie derzeit weniger gebraucht wird als es zu Schröderzeiten noch der Fall gewesen sein mag. In einer solchen Zeit kann man sich entweder, wie die Herren Palmer und Kretschmann, neu positionieren, oder man wartet einfach noch ein wenig ab, was geschieht. Dass dabei Bücher wie dieses entstehen, liegt in der Natur der Sache: Harmloser Unfug, Wortgeklingel, das in den nächsten Jahren die Papiercontainer füllen wird. Aber immer noch besser solch ein Unfug als dieser hier: „Die Juden (…) bauen heute ihren ermordeten Volksgenossen in aller Welt Gedenkstätten, in denen nicht nur den Opfern die Kraft der moralischen Überlegenheit, sondern auch den Tätern und ihren Symbolen die Kraft ewiger Verworfenheit zugeschrieben wird.“ Antisemitischer Dreck, keine Frage. Um so befremdlicher, dass der Autor, der um G-E’s Geschwalle ein solches Gewese macht, dem Autor des Drecks (RP Sieferle) „richtige Diagnosen“ und „brillante Beweise“ bescheinigt und die Frage, ob es sich um ein antisemitisches Werk handelt, verneint: https://unbesorgt.de/finis-germania-die-these-ist-nur-das-vorzimmer-der-gewissheit/.

    • Sehr geehrter Herr Schweighäuser,

      Ihre prononcierte Wortwahl(„Dreck“, „Geschwalle“, „Gewese“) bezeugt,
      dass Sie ohne Zweifel ein Humanist und Menschenfreund sind, denn
      böse Menschen würden solche edle Perlen des guten Geschmacks
      niemals in den Mund nehmen.

  2. Vorschläge für weitere PolitikerInnen-BücherInnen, die unbedingt geschrieben gehören, also für weitere geschmarrnte Schriftenfluten der Carin Göring Eckard, der Käßmann, usw. usf.:

    „Ich entscheide mich für Mut im Herzen“
    „Was mir wichtig ist“
    „Ich und mein Ferientag im Kirchenherz“
    „Mein Kampf für gestaltende Politik des Stalls“
    „Mein Sprech. Über den Fundamentalismus von Zwangsintegration und rechter Kritik“
    „Das schwesterliche WIR im Neuen Deutschland“
    „Grüne Pfarrereien hestern, geute, gormen“
    „Der Islam als Menschengeschenk des Friedens“
    „Ich, Ich, Ich. Warum?“

  3. Gleich vorab: Ich will das Buch nicht.

    Auch und insbesondere, weil es mich nichts angeht. Denn KGE richtet zwar das Wort an den Leser, meint aber sich selbst.

    Das Buch – mehr als die vorgenannte Rezension ist dafür nicht zu wissen – ist der Versuch von Gesprächstherapie in schriftlicher Form. Es ist eine Abrechnung mit dem übermächtigen Vater, der voll von boshaftem Sarkasmus war. Schließlich hätte er „Mein Kampf“ auch einfach mit dem Titel nach unten in eine Schublade legen können. Tatsächlich wollte er aber seiner Ohnmacht gegenüber dem DDR-System mit dem widerständlerischen öffentlichen Zurschaustellen des Teufels in neuem Gewande machtvoll begegnen. Ich nehme an, die Buch-Szenen des liebevollen, fürsorglichen Vaters halten sich in Grenzen. Zu allem Überfluss verliert die kleine K. auch noch ihre weibliche Identifikationsfigur, von der sie hätte erlernen können, den Vater gut zu finden. Usw.

    Ein solches, im Grunde intime Buch zu lesen/ lesen zu müssen wäre mir zu voyeuristisch. Außerdem: wer möchte schon die Gedanken einer KGE in seinem Kopf ausformulieren müssen? Beim Hören kann man wenigstens abschalten und an die Reden von Werner Schulz (Werner! Nicht: Martin…) denken. Man muss ja nicht mögen, was er sagt. Eher wie er es sagt…

    Wenn es aus dem KGE-Buch denn doch etwas für den Leser zu erfahren gibt, dann wohl dass die kleine K. sich noch immer in einem steten Kampf mit ihrem Vater(-Komplex) befindet. Wenigstens fügen sich alle Zitate in diesen Rahmen. Irgendetwas Bedeutsames muss es ja gegeben haben, wenn das Kind eines Tanzlehrers und heimlichen Hardcore-Nazis in der DDR(!) ein Theologiestudium beginnt. Oder war das nur der Versuch einer Fortsetzung der Fundamentalopposition des Vaters? Nur etwas angepasster mit der Christen-Bibel statt der Nazi-Bibel?

    Ich will es gar nicht wissen, aber erhellend ist die „Mein-Kampf“-Anekdote durchaus. Ich hatte mich schon immer gewundert, wie man im demokratischen Westen von „Menschengeschenken“ sprechen kann. Die Schenkung ist eine unentgeltliche Eigentumsübertragung. Auf Menschen bezogen hat KGE sinngemäß gesagt „Toll, uns Deutscben laufen gerade jede Menge Sklaven zu, die wir für alle möglichen Drecksarbeiten gut gebrauchen und für den Ausgleich der miesen deutschen Familienförderung kräftig ausbeuten können.“
    Da hatte die kleine K. vielleicht mehr als einmal (bzw. einmal zu viel) zwischen dem „ND“-Einband geschmökert…

    Beim Lesen der Rezension kam mir eine Szene aus dem Film „Kalifornia“ in den Sinn: Der Journalist Brian Kessler (David Duchovny) schreit dem gerade mordenden Early Grayce (Prad Pitt) an „Das ist nicht dein Vater!!!“ worauf Early ihm debil gelallt und halb beleidigt erwidert „Ich weiß.“ (o.s.ä.). (Eine der besten Szenen von Brad Pitt überhaupt.)

    Wenn also jemand die kleine K. von ihrem unbewussten Kompensationsverhalten heilen könnte, erhielte sie die Chance, wie ein langweilig werdender Rockstar, mit sich zufrieden und glücklich zu sein. Vielleicht würde sie ja dann auch gleich „by the way“ „entnazifiziert“..?

    Wieviel leichter wäre dann die Welt für die kleine K. ohne diese Last – und wieviel leichter wäre es der Welt, ohne die Last der noch belasteten KGE auf ihren Schultern…

    PS: Lieber Herr Letsch, nichts gegen ihre Glossen, aber sollten Sie das Büchlein nicht dem Kreislaufwirtschaftsunternehmer Ihres Vertrauens übergeben? Das müsste doch auch im Sinne der Autorin als „Grüne“ sein.

    PPS: Man kann den (christlichen) Glauben gerne vor sich hertragen. Der Maßstab aber für den echten ehrlichen Glauben ist das Hohelied der Liebe (1 Kor 13,1–13). Kurz gesagt, „Gott liebt jeden“ – egal was er/sie/es tut oder sagt oder denkt. Das trifft Terroristen, Pädophile, Dieselfahrer und die Antifa genauso wie Mörder, Vergewaltiger, Politiker oder Otto Normalverbraucher. Was Terroristen angeht, ist z.B. Fr. Käßmann mit der „Feindesliebe“ ganz auf festem Bibelboden. Wenn sie nun auch noch „Nazis“, ob mit oder ohne Glatze/ Baseballschläger/ AfD-Parteibuch genauso liebt, dann darf sie sich entspannt eine aufrichtige Christin nennen. Vorbehaltlich der Möglichkeit, dass die Evangelien „Nazis“ aus der Pflicht, seine Feinde zu lieben, ausdrücklich ausgenommen hätten. Oder Dieselfahrer, um den Haken zu KGE zurückzuschlagen.

    (Nun vollkommen „off topic“… Selbsttest Feindesliebe: Im Supermarkt einfach mal den Menschen, der es viel weniger eilig hat, aber seine Gemütlichkeit VOR mir auslebt, BEDINGUNGSLOS LIEBEN. Das ist die hohe Schule. Wer das kann, der wäre nicht nur Christ, sondern besser als Christus – sh. „Verfluchung des Feigenbaums“. Diese Bibelstellen zu kennen lohnt sich übrigens, wenn man mal einem „Was würde Jesus tun“-Jünger in die Arme läuft… Aber nicht übertreiben. Sonst endet der arme noch wie die Marsianer in „Mars Attacs“.)

    • Ja.
      Nur eins nicht, um präzise zu sein: Das Hohelied, hebräisch Schir HaSchirim (שיר השירים), Lied der Lieder, steht selbstverständlich im Tanach, der jüdischen Bibel (für Christen das alte Testament). Es stammt aus der jüdischen Antike.
      Und es ist kein „Maßstab für jeden ehrlichen Glauben“. Im Schir HaSchirim so wie in der ganzen Tojre (Torah) geht es nicht um Glauben. Es geht im Schir HaSchirim um Schönheit und um Ethik.

      • Ob es an regressiver Bildung liegt oder der (inoffizielle) Titel „Hohelied der Liebe“ einfach zu gut ist..? Google(-treffer) und die deutsche Wikipedia trennen es begrifflich vom „Hohelied Salomos“ oder nennen es „Hoheslied“ [sic].

        Leider habe ich Deutungsversuche in Richtung eines anno dazumal praktizierten Astarte-Kultes gelesen, aber im Übrigen stimme ich Ihnen voll und ganz zu.

    • @M.K.

      Eine sehr interessanter Kommentar. Nur denke ich, Sie liegen bei der psychologischen Analyse von Frau Göring-Eckhardt etwas verkehrt. Sie gehen nämlich im Kern von einer traumatischen Prägung, bsw. einer schädlichen Erziehung und Sozialisation des Kindes Katrin aus. Das allerdings glaube ich nicht. Warum? Ich hole mal rhetorisch etwas aus: Die größte Angst der Kinder von Serienmördern ist, dass ein Teil dieses bestialischen Verlangens ihres Erzeugers(allermeist sind die Killer ja Männer) auch ganz tief in ihnen steckt. Und die größte Angst von Söhnen und Töchtern ehemaliger und verkappter Nazis ist, dass sie von ihrem Vater oder ihrer Mutter den Hang zum Faschismus, also zum absolut Bösen geerbt haben. Dagegen kämpft man anschließend als belasteter Abkömmling lebenslang an: Dass am Ende das Böse nicht eines Tages in einem hochkommt und Besitz von einem ergreift.

      Ich bin fest davon überzeugt, dass es nicht so etwas wie ein „Nazi-Gen“ oder ein „Kommunisten-Gen“ gibt. Und auch das Verbrechertum ist nicht erblich. Das aber Charaktereigenschaften durchaus vererbt werden können, sehe ich an mir und meinen Eltern. Ich erkenne mich oft in ihnen und sie oft in mir wieder. Vielleicht geht es Ihnen ja manchmal genauso. Und das die potentielle Neigung zur Rigorosität und zum Fanatismus offenbar von den Eltern zum Kind weitergegeben werden kann, beweist Frau Katrin Göring-Eckhardt. Der Vater der Politikerin war eine Persönlichkeit, der -als Nazi- auf radikale Weise starke, überlegene Menschen bewundert und verherrlicht hatte und seine Tochter ist eine Persönlichkeit, die -als Christin- auf nicht minder radikale Weise die schwachen und unterlegenen Menschen bewundert und verherrlicht. Die Inhalte und Objekte ihrer Anschauungen könnten nicht komplett gegensätzlicher sein, die Art und Weise aber, wie Vater und Tochter sich bezüglich gegenüber ihrer eigenen Weltanschauung bzw. Ideologie verhalten, die ist absolut gleich! Nämlich rigoros, unduldsam, intolerant, fanatisch, engstirnig, unbelehrbar, realitätsblind, selbstbetrügerischr, radikal-extremistisch und zudem im „Feind-Freund“-Denken verharrend!! Zudem ist die grüne Dame in der Angelegenheit auch nicht die einzigste Person in der bundesrepublikanischen Gesellschaft, bei der eine derartige Übereinstimmung auffällt. Soweit ich weiß, waren die Eltern und Großeltern etlicher RAF-Terroristen zwischen 1933 und 1945 ebenfalls überzeugte Nazis gewesen. Und da gibt es noch viele, viele andere Beispiele.

      • Ps. Kinder können sich niemals mit den Verbrechen ihrer Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern identifizieren, wenn sie nicht Parias in der Gesellschaft und Völker können sich niemals mit den Verbrechen ihrer Altvorderen identifizieren, wenn sie nicht Parias in der Welt sein wollen. Deswegen werden sie immer sagen: „Oh. Seht her! Ich mache das genaue Gegenteil wie meine Vorfahren, um zu beweisen, dass ich ich reinen Herzens bin und mit jenen Schandtaten überhaupt nichts zu tun habe. Siehe K.G.E.

  4. „… ich will nicht gewußt werden“ verstehe ich als prophylaktische, sprachlich als Pseudo-Tiefsinn getarnte Abwehr eines jeden Urteils, dessen sich ein anderer über sie erfrechen zu dürfen glaubt.
    Denn wie lautet ein unausgesprochenes Gebot unserer Vielfalts- und Verbuntungsgesellschaft? „Du sollst nicht urteilen!“ Du sollst „neugierig“ sein, „offen für Neues“ etc. pp., du kannst auch hinterfragen, am besten bis du schwarz wirst oder alt geworden bist und in die Grube fährst, aber urteilen, das sollst du nie, nie und niemals nicht! Da sei die Empathie vor. Da sei der Geist des „Ich bin okay, du bist okay“ vor.

    Wer noch intakte Tischbeine hat, wird für so ein Buch keins absägen wollen. 😉

  5. „Kirche muss politisch sein“ – hier reißt KGE ihre scheinheilige Maske vom Gesicht und entlarvt sich vollends als Feind unserer demokratisch-säkularen Grundordnung!
    KGE oder ihr Gostwriter haben dieses Gedankengut von Ayatollah Khomeini abgekupfert oder sie haben die gleiche Denke wie er. Khomeini sagte sinngemäß „Jeder Islam der nicht politisch ist, hat keinen Wert“ – ich denke ich habe das bei Scholl-Latour oder in einer Zitate-Sammlung über Khomeini ganz am Anfang meiner Islam-Studien gelesen.
    Wer auf Google Zitate von Politikern der Grünen über Deutschland oder die Deutschen recherchiert, wird erschreckende Verachtung finden. Daher sollten wir „Kirche muss politisch sein“ durchaus ernst nehmen!

  6. Als Antwort auf einen Kommentar dieses Artikels auf achgut.com möchte ich antworten:
    Ja, der Verlag versendet Bücher zu Rezensionszwecken kostenlos. Alle Verlage machen das. Manchmal. Dieses Buch kostet fast 17 Euro! Das in Donuts, Briefmarken oder Parkstunden umgerechnet, hätte eine unüberwindliche moralische Hürde für mich dargestellt, zumal ich keinen inhaltlichen Gegenwert erwarten konnte.

    • Hmm, also entweder sagenhafte 17 Euro fuer dieses Buch – das wohl nicht einmal im Bereich der Koerperhygiene verwendet werden koennte – ausgeben, ODER statt dessen unter Aufwendung desselben Kapitaleinsatzes eine gute Flasche Rotwein kaufen?

      Verdammt! Immer diese schwierigen Entscheidungen…

  7. Lieber Herr Letsch, dass Sie sich das angetan haben! Das Buch zu lesen, wäre wohl zu verbuchen unter Verschwendung von Lebenszeit, wenn nicht so ein amüsanter Artikel dabei herausgekommen wäre. Welchen Satz zerlege ich nun? Die Auswahl fällt schwer. Meine erste Auswahl „ich will gern vieles wissen können…“ lege ich wieder beiseite, weil ich genau diesen Satz im Buch „Technologischer Totalitarismus“ von Frank Schirrmacher gefunden habe und es sich wohl um ein Zitat handelt. Dann also „Die Mittel der Kontrolle und Überwachung sind zugleich Mittel der Freiheit.“ Dieser Satz passt zu Göring-Eckhard wie auch zu den meisten Grünen wie die Faust aufs Auge. Angefangen vom autofreien Tag, bis hin zum Veggie-Day, eine nicht praktikable Energiewende und dem Verbot von Verbrennungsmotoren gibt es nichts, was diese Partei gern reglementieren, vorschreiben und überwachen möchte. Auch unserer Sprache versuchen sie mit grausamen Genderrneusprech den Garaus zu machen. Sie achten auch streng auf Political Correctness, wenn es andere betrifft. Ja, die Grünen hätten gern ein Wahrheitsministerium á la George Orwell und versuchen, es in Deutschland zu implementieren. Frei nach 1984 ist nun also aus GE´s Sicht Kontrolle und Überwachung Freiheit. Wenn jetzt Unwissenheit Stärke ist, stellt sich die Frage, warum die Grünen aktuell in den Umfragen vor sich hin dümpeln, denn Unwissen gibt es in dieser Partei reichlich.

  8. Beim Gedanken an Frau KGE fiel mir sonderbarerweise eine Geschichte von Gustav Meyrink, „Das Wachsfigurenkabinett“, ein. Hier ein Auszug, der mir aus den unerklaerbaren Tiefen des Gedaechtnisses gerade ins Bewusstsein gestiegen ist:

    „Ich habe eine ganze Schnur von Pastorenweibsen belauscht, wie sie rastlos sich „nützlich machen“, Versammlungen abhalten „zur Aufklärung von Dienstboten“, für die armen Negerkinder, die sich der göttlichen Nacktheit freuen, warme scheußliche Strümpfe stricken, Sittlichkeit verteilen und protestantischbaumwollene Handschuhe; — und wie sie uns arme, geplagte Menschheit belästigen: man solle doch Stanniol sammeln, alte Korke, Papierschnitzel, krumme Nägel und anderen Dreck, damit — „nichts verkomme“! —

    Und gar als ich sah, daß sie sich anschickten, neue Missionsgesellschaften auszuhecken und mit den Abwässern „moralischen“ Aufklärichts die Mysterien der heiligen Bücher zu verdünnen, da war die Schale
    meines Grimmes voll.“

    Ja, meine auch! 🙂

  9. Gerade eben habe ich mit den Rezensionsstand des Buches auf Amazon angesehen. Es sind einige hinzu gekommen, alle mit heutigem Datum, die mir sämtlich in gewisser Weise von meiner Rezension inspiriert erscheinen. Natürlich muss ich pflichtschuldigst auf das heftigste protestieren, dass bei Amazon die Wände vom Hörensagen vollgeschmiert werden – jedoch kann ich dort gleichzeitig inhaltlich keine Fehler in der Interpretation meiner Aussagen finden. Deshalb ziehe ich meinen Protest umgehend zurück und beobachte augenzwinkernd, wie lange die bissigen LoneStar-Bewertungen dort wohl noch stehen werden. 😉

  10. Danke, dass Sie es auf sich genommen haben. Wer dieser „Gothaischen Simplizissima“ auch nur für Minuten zugesehen oder -gehört hat, muss Wetten verlieren oder masochistischen Regungen folgen, um sich ihrem kenntnisfreien, moralinsauren Gesülze auszusetzen. Sie schreibt sich damit zweifellos in die Geschichte deutschen Politikversagens ein.

    • Au ja, die Unfreiheit! Das wurde ihr bewusst, als sie im Frühjahr ’89 mal in den Westen fahren durfte. (Kassel war so hässlich…) Wie das vor November ’89 für jemanden ging, der gerade mal 20 war und nicht Katarina Witt hieß? Ich habe nicht die leiseste Ahnung!

  11. „Ich will gern vieles wissen können, aber ich will nicht gewusst werden.“
    Das ist ein Druckfehler, richtig sollte es heißen: „BEwusst“. „Ich will gern vieles wissen können, aber ich will [mir] nicht [b]ewusst werden“ was ich eigentlich sage, oder sagen will.

    Ob ich das Buch mit dem schön saugfähigen Papier will? Wenn der Drogeriemarkt meines Vertrauens von der Antifa wahlweise geplündert oder angezündet wurde – oder aus Angst davor tagelang geschlossen hat – sage ich nicht nein. Gerne auch ohne Buchdeckel.

    Da der G20-Gipfel vorbei ist, kommt dieser Wettbewerb also etwas spät – wenn Leute wie Katrin Göring-Eckardt das Sagen haben, kommen solche Gelegenheiten aber vielleicht öfter. Auf die Art von weiser Vorraussicht beim schreiben des Buchs kann ich gern verzichten, und auf Frau Göring-Eckardt im Bundestag auch.

  12. Herrlich das feine Florett. Die KGE drischt Stroh, deshalb fehlen die Körner. Da die Dame ihr Studium abgebrochen hat, muss sie statt von der Kanzel, mit dem Rednerpult des Bundestages vorlieb nehmen. So kommen auch die Agnostiker in den Genuss ihrer Plattitüden.
    Mich erinnert das an den – mittlerweile als sehr wahren Spruch – der Friedensbewegung von einst: Frieden schaffen mit immer weniger Pfaffen, oder wie es jetzt heißt Pfaff*Innen.
    Danke Roger für das Durchhalten.

  13. Da ich diesen Wettbewerb auf Grund meiner überragenden Sprachgewalt, erfüllt von Klarheit im Denken, schöpferischer Phantasie und bestechender Schönheit, mit Sicherheit gewinnen würde, verzichte ich auf eine Teilnahme. Bitte informieren Sie mich, sobald es einen Schokoriegel zu gewinnen gibt.

    Anmerken möchte ich nur, daß es mich überaus freut, weil Sie die Wette verloren haben. So wurde uns nämlich eine großartige Rezension „geschenkt“, die so wunderbar den fatalen Zeitgeist beschreibt, welcher unser Land, unsere Gesellschaft, ja unsere gesamte westliche Zivilisation zu vernichten droht.
    Es ist ja nicht so, dass irgendeiner dieser lächerlichen Phrasendrescher auch nur eine Silbe wert wäre. Sie alle werden verdientermaßen im Nichts verschwinden, sollte es ihnen nicht vorher gelingen, doch noch eine massenmörderische Apokalypse à la Hitler, Stalin, Mao, Idi Amin … just name them… auszulösen.

    Nur sind es eben die Menschen dieser Gesellschaft selber, die sich aus der Realität verabschiedet haben und den süßen Flötentönen dieser Political-Correctness-Rattenfänger hinterher rennen.

    Wie primitiv die ganze Wortdrescherei abläuft, haben Sie hier eindrucksvoll beschrieben, Dankeschön auch für die vielen eingestreuten humorvollen Bemerkungen.
    Erschreckend ist, dass eine dermaßen leicht durchschaubare Manipulation so erfolgreich verläuft, aber kein Ende des Wahns abzusehen ist.

  14. „Kirche muss politisch sein.“

    „Je mehr der Mensch an Religion hängt, desto mehr glaubt er. Je mehr er glaubt, desto weniger weiß er. Je weniger er weiß, desto dümmer ist er. Je dümmer er ist, desto leichter kann er regiert werden! — Dieser Gedankengang war den Tyrannen aller Länder und Zeiten geläufig, daher standen sie auch stets mit den Pfaffen im Bunde.“

    Den Preis bitte an Herrn Johannes Most, z. Zt. Cincinnati

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